Was würdevolles Altern und Rettung des regionalen Einzelhandels in der Corona Krise verbindet – Erfahrungen eines virtuellen Marktplatzes der Macher

Beitrag von Eric Heinen-Konschak

23 Schnellboote wurden an diesem Donnerstagnachmittag auf die Fahrt geschickt. „Freude, Lachen, Leben, Tagespflege für würdevolles Altern in Gemeinschaft gründen“ war eines davon. Eines bei dem Corona keine sichtbare Rolle spielt. Aber auch die kurzfristige Lösung von Corona-Problemen wurde zum Thema: „Rettung regionaler Einzelhandel + Gastro“. Wie entstanden so unterschiedliche Ergebnisse eines Workshops?

Es beginnt mit einer offenen Beitragseinladung

In unserem Fall wurde die Beitragseinladung am 25.03. in den Gruppenchat aller deutschsprachigen Effectuation-Experten gestellt: „Wäre die Krise nicht auch eine Gelegenheit, um uns einzubringen? Hat jemand Lust mit mir darüber nachzudenken?“. Noch am selben Tag fanden sich Alexandra, Susanne, Heiko und ich zusammen und vereinbarten einen Zoomchat. Bisher kannten sich nur einige vom Sehen, zusammengearbeitet hatte noch keiner aus der Gruppe, an einem Ort getroffen hatten sie sich ebenfalls noch nie.

In unserem Zoomchat versuchten wir schnell ins Handeln zu kommen. Wir nutzten dafür unsere Mittel und Kompetenzen und kamen schnell auf die Idee, einen virtuellen Marktplatz der Macher*innen zu organisieren. Als leistbaren Verlust setzte jeder von uns die drei Stunden Workshop inklusive Vorbereitung ein. Wir wollten die Verbindlichkeit der Veranstaltung erhöhen und entschieden uns, einen Teilnahmebeitrag von 45 € für den Workshop, vor allem aber für ein anschließendes vierwöchiges Coaching, zu nehmen. Gemäß dem Motto „verschenke dein Wissen, verkaufe deine Kompetenzen“.

Die Werbung begann sofort, wir waren ganz aufgeregt – und hatten nach einer Woche noch keine Anmeldung. Ganz im dynamischen Effectuation-Modell bleibend, änderten wir also unser Angebot. Auch diese Diskussion fiel uns sehr leicht, weil unser gemeinsames Ziel der virtuelle Marktplatz der Macher*innen war. Wir strichen das anschließende Coaching und die Teilnahmegebühr. Am Wochenende vor dem Tag des Marktplatzes war unser Workshop mit 40 Anmeldungen ausgebucht.

Das gemeinsame Ziel steht im Vordergrund

Das gemeinsame Ziel hat uns als Moderatorenteam gut vereint. Bei der Feinplanung fiel es uns leicht, für jeden von uns vier eine Rolle zu finden. Ich bin in vielen Kreisen und Teams unterwegs. Sehr angenehm fand ich in dieser Zusammenarbeit, dass Egoismen keine Rolle spielten. Im Vordergrund stand die Lust, etwas zu tun. Alexandra übernahm das Intro und das Check-In, Heiko erklärte die Effectuation Prinzipien, ich führte durch den Marktplatz und Susanne moderierte die Erstellung und Vorstellung der Schnellboote.

Ein Marktplatz der Macher*innen besteht im Kern aus vier Phasen: Kompetenzen bewusst machen, Ideen für ein Vorhaben entwickeln, Dialoge mit anderen zu den Ideen führen, Schnellboote besetzen und starten. Aufgrund eines kleinen  Fehlers waren drei von uns in der ersten Dialogrunde mit den Teilnehmern zusammen. Es war aber nicht schlimm, weil es uns zeigte, dass die Teilnehmer sofort in bester Effectuation-Haltung miteinander umgingen: offen, neugierig, einladend und unterstützend.

30 Teilnehmer waren es, die den Marktplatz mit Ideen und Energie füllten. Und fast alle blieben die drei Stunden bis zum Schluss dabei und stimmten sogar einer leichten Überziehung von 15 Minuten zu. Es war spannend zu sehen, mit welcher Konzentration die Teilnehmer vor Ihren Monitoren saßen und sich einbrachten.

Technik verbindet und trennt

So ein Format hatte noch keiner von uns virtuell durchgeführt. Was war gut? Auf jeden Fall, waren alle Teilnehmer freiwillig dabei und, soweit wir das beurteilen können, auch die ganze Zeit voll bei der Sache! Der schnelle Wechsel der Methoden hat sicher genauso dazu beigetragen, wie die hohe Motivation der freiwilligen Teilnehmer.

Gut war auch, dass es keine Fragen zur Nutzung der Tools gab. Zoom lief stabil und war bekannt. Die Präsentation einiger Folien war auch kein Problem. Für die Schnellboote nutzten wir eine vorbereitete Vorlage mit Google Presentation. Zusätzlich hatte jeder Teilnehmer noch ein Post-It, ein Blatt Papier und einen Stift zu Hand.

Für die Dialoge am Marktplatz wurden die Teilnehmer automatisch in 3er Gruppen eingeteilt. Und nach jeweils 9 Minuten wieder automatisch ins „Plenum“ geholt. Bei Präsenz-Workshops funktioniert Timeboxing nie so präzise. Damit wir vier Moderatoren nicht auch in die Kleingruppen kamen, mussten drei von uns vor der Zuteilung das Zoom-Meeting verlassen. Das führte dazu, dass diese drei den bisherigen Chatverlauf verloren. Will man Fragen im Chat sammeln, sollte man den Chat also vorher abspeichern.

Nach 60 Minuten konzentriertem Arbeiten unterbrachen wir für eine Pause von 15 Minuten. Alle fanden das sinnvoll. Ein kleines Highlight war die entspannte Pausenmusik von Heiko. Ich glaube einige kennen jetzt Tuvaband.

Effektuieren macht Spaß

Zum Schluss der Veranstaltung hörten wir viel Lob und positives Feedback. Das hielt auch in den sozialen Netzwerken in den Tagen danach an. Offenbar ist uns eine kleine Inspiration gelungen. Spannend, weil es gar kein gemeinsames Thema gab und die Teilnehmer völlig zufällig zusammen gewürfelt waren. Wir sind gespannt, was wir von den vielen Schnellbooten noch hören werden. Wir drücken die Daumen, dass es einige an neue Ufer schaffen!

Beitrag: Eric Heinen-Konschak (auch im Namen von Alexandra Rudl, Heiko Bartlog und Susanne Neunes)

 

Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Ihren Besuch stimmen Sie dem zu.